2000 m Luftlinie
Wenn ich vor meinem Hause auf der Straße stehe, den Blick nach Südwesten wende, ragt über den Hügelspitzen die Kuppe unseres Fernsehturmes empor. Man sieht ihn deutlich, besonders Abends bei vollem Lichterglanz. Ich weiß, dass einen Daumensprung links davon der Turm der Richtfunkstation Kleinhau steht, natürlich nicht nur der Turm sondern eine ganze Kasernenanlage. Durch die vorgelagerten Hügelketten kann ich den Turm trotz meiner 230m Höhenlage nicht ausmachen. Aber ich weiß, er ist da...................
Ausgangs- und Angelpunkt unserer Reservistenveranstaltung ist die Richtfunkstation Kleinhau in Hürtgenwald. Und was sich auf Höhe 390 über NN so abspielte vom 04 – 13.04.2014 davon will ich gerne berichten.
Unser Halbjahresprogramm spricht von einer jährlichen Geländeübung und das bei jedem Wetter. Unser Programm wird im Januar festgelegt und alsbald allen Mitgliedern der RK übermittelt. Natürlich per E-Mail, man ist ja modern, aber auch unsere Computerlosen Freunde erhalten das Programm nach alter postalischer Sitte. Um aber die Übung nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, wird noch einmal, mit besonderer Post und unter Hinzufügung des Ablaufprogramms, eingeladen. Und natürlich mit der Bitte um rechtzeitige Anmeldung. Jeder wird gleich verstehen warum dies so ist. Es muss organisiert werden, Kontakte hergestellt und Material besorgt werden. Und ganz wichtig ist die Verpflegung und das Stoßgebet gen Himmel, Petrus möge doch für gutes Wetter sorgen. Soviel kann ich schon verraten, Petrus hatte ein Einsehen.
Das Orakel von Delphi.</br> Es melden sich doch einige Kameraden ordnungsgemäß an. Sie sagen einfach ich komme. Es melden sich aber auch Kameraden die mir sagen, ich komme wenn dies und jenes, so oder so, bei mir abläuft. Es melden sich auch Freunde die ankündigen sie werden mit vier bis sechs Leuten aufschlagen. Aber es gibt auch Meldungen die besagen dass sie sich noch rechtzeitig melden werden. Alles in Allem, gute und klare Aussagen, guter Wille zum freundlichen Miteinander und eine feste Grundlage für die Planung, Organisation und den Aufbau einer Veranstaltung. Was hat das alles mit dem Orakel von Delphi zu tun? Jeder wird schon selber darauf kommen.
Vorbereitung</br> Freitagnachmittag 16:30 Uhr nahm ich schweren Herzens Abschied von meinen Hund Sammy, – er mag Flecktarn nicht, denn er weiß, jetzt wird er wieder für längere Zeit alleine gelassen – von meiner Frau musste ich mich nicht verabschieden, denn sie ist immer dabei. Warum, meine Frau und natürlich auch unser Karl-Heinz, sind die guten Geister wenn es um Verpflegung, Einkauf und Getränke geht. Sie ist eingebunden in die Vorarbeiten, sie bereitet Frühstück, Kaffee und andere Leckereien und sie ist diskret nicht mehr dabei, wenn die gestandenen KRK-Matadoren unter sich sein wollen. Schließlich ist es ja eine Veranstaltung von Reservisten für Reservisten die meistens männlichen Geschlechtes sind. Der Tross der Marketender versammelte sich pünktlich um 17:00 Uhr vor Ort und nahm was sehr wichtig ist, die Lieferung etlicher geistiger und nicht geistiger Getränke in Empfang. Auch die Verpflegung, alles Marketenderware, war jetzt vor Ort und füllte Kühlschränke und Regale. Der Vorsitzende der RK brachte wie üblich seine mit Utensilien gefüllte Aktentasche mit. Dem erfolgreichen Beginn des Unternehmens stand also nichts mehr im Wege.
Aufregung</br> Angekommen, fanden wir, vor verschlossener Türe stehend, unseren Kameraden Karl Heinz. Traurig erklärte er: wir kommen nicht rein. Wobei er den Generalschlüssel in die Höhe zeigte. Ein Mitbenutzer der Anlage, den wir nicht näher benennen wollen, der aber jeweils zum Hürtgenwaldmarsch einen großen Sendemast aufbaut, hatte in den letzten Tagen vor Ort Montagearbeiten im Hause durchgeführt und es irgendwie geschafft, dass sich die Haupttüre nicht öffnen ließ. Zunächst ratlos, aber dann wild entschlossen telefonierten wir mit Gott und der Welt, um die Bundeswehranlage nicht zu beschädigen, aber dennoch in den Genuss unserer Unterkunft zu kommen. Natürlich haben wir in unseren Reihen handwerklich ausgebildete Kameraden, sodass wir schließlich beherzt, mit Eisensäge bewaffnet, zur Tat schreiten konnten. Es war für unseren Wolfgang nur ein kleiner Schubs durch eine Türritze und schon sprang die Tür auf und das Problem war gelöst. Kurze Zeit später erschien dann doch ein Servicemitarbeiter der Bundeswehrliegenschaften um helfend einzugreifen. Ein gutes Gefühl so betreut zu werden.
Einzug der Gladiatoren</br> Es läpperte sich. Langsam kamen unsere Freunde, Einer nach dem Anderen. Unsere Kameraden aus Wuppertal und Umgebung erreichten ihr Ziel gegen 22:00 Uhr und später. - Sie haben richtig gelesen, die RK Hürtgenwald rekrutiert ihre Mitglieder aus vielen Teilen Nordrheinwestfalens. Ebenfalls gegen 22:00 Uhr konnten wir unsere Gäste aus dem Nachbarland Holland in Empfang nehmen. Henk und Kameraden haben den weiten Weg vom Ijsselmeer in den Hürtgenwald nicht gescheut, um an unserer kleinen Übung teilzunehmen. Ab jetzt lag die Leitung in den bewährten Händen unseres Spießes Mätthes Bodewig Oberstaber d.R. Es war ein schöner Freitagabend, der Begrüßungen, der Gespräche und des kameradschaftlichen Zusammenseins.
Die Nachtruhe</br> Ja, sie fand statt, wenn auch unterbrochen durch das hin und her transportieren von Betten aus dem Obergeschoss in das Erdgeschoss und wieder zurück, wie auch immer....... Irgendwann trat Ruhe ein.
Der nächste Tag</br>
Samstag, der große Tag der Veranstaltung. Frühstück, fast pünktlich, dafür sehr ausgiebig, gegen 8:00 Uhr. Und natürlich wurden die Herren wieder bedient von unserer Marketenderin, eigentlich meine Frau. Es kamen neue Gäste an. Unser Freund Martin Disse mit Kameradin, sie in authentischer Haartracht der 40er Jahre der amerikanischen weiblichen Korpsmitglieder. Etwa gegen 9:30 Uhr trat die gesamte Teilnehmerschaft zu einem feierlichen Flaggenappell vor dem Kasernengebäude an. </br>
</br>
Oberstaber Bodewig meldete dem Oberst d.R. Höppner. Feierlich und perfekt wurde die deutsche und amerikanische Flagge gehisst und gegrüßt. Für mich war es wieder einmal ein bewegender Moment, der mich gedanklich weit in die Ferne schauen lies und meinem geheimen Wunsch,es möge auch Frieden in der Ukraine werden Raum lies. Nach Beendigung der Zeremonie hatte der RK-Vorsitzende seine große Viertelstunde. Halbkreis, Begrüßung der Gäste aus dem In- und Ausland. Wobei er es sich nicht nehmen lies, einige Begrüßungsworte in Niederländisch, oder was er dafür hielt, an den Mann zu bringen. Wörtlich bemerkte er, Guten Morgen Henk und Kameraden, Willkommen auf unserer kleinen Übung ich wünsche und hoffe das Sie Freude daran haben und denke wir sind Freunde. Und Danke nochmals und Willkommen.
Nach Abschluss der Besprechung überschlugen sich die Ereignisse. Als Transportmittel zu den einzelnen Veranstaltungspunkten stand uns ein BW-Bus vom Fliegerhorst Nörvenich zur Verfügung. Natürlich samt Fahrer, der für uns seine Freizeit geopfert hat. Hier ein herzlicher Dank nach Nörvenich.
Höhe 401</br>
Zunächst führte uns unser Weg nach Bergstein auf den Burgberg. Dort wurde der Krawutschke Turm erstiegen und unter fachkundiger Leitung von Otl. d.R. Hentrich eine Einweisung in das Gelände gegeben, die wie immer von Berthold Trumm hinsichtlich historischer Schlachtenereignisse aus dem 2.Weltkrieg ergänzt wurde.</br>
</br>
(Krawutschke Turm)
Unser Trinkwasser</br>
Weiter führte uns der Weg – die Busreise – zur Wehebachtalsperre. Die Talsperre liegt im Einzugsbereich der Blauen und der Roten Wehe, sowie weiterer zahlreicher kleinen Bäche. Das gestaute Wasser der Talsperrenanlage versorgt die umliegenden Gemeinden, insbesondere auch Aachen, mit Trinkwasser. Als reines Trinkwasserreservoir ist natürlich auf dem Stausee Wassersport jeder Art nicht zulässig. Die Wehebachtalsperre liegt etwa auf einer Höhe von 259 m vor dem Ort Schevenhütte und in einem der größten zusammenhängenden Waldgebieten der Nordeifel, im Dreieck Hürtgenwald, Stolberg und Lammersdorf. Wir hatten Gelegenheit die Staumaueranlage zu besichtigen und durch die Staumauer hindurchzugehen. Dabei wurden wir über alle technischen Einzelheiten zum Bauwerk informiert. Uns wurde alles über Wasservolumen, Entnahme von Wassermengen als auch über Niederschlagsmengen erklärt. Wir hatten die Gelegenheit Fragen zu stellen, wovon wir ausgiebig Gebrauch machten. Mit Geduld und Sachkenntnis hat uns hier
Herr Ralf Post vom WVER zur Seite gestanden. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön. Natürlich kann man über die Wehebachtalsperre wesentlicher und ausführlicher berichten, jeder hat die Möglichkeit die entsprechenden Medien aufzurufen. Nur soviel noch als Anmerkung, es führten viele, sehr viele Stufen zur Sohle der Staumauer und es war recht kühl in dem gewölbten Betongang.
</br>
</br>
Biberburgen und Reservisten</br> Nächster Haltepunkt war die Siedlung Kleinhau. Von hier aus ging es ins Gelände, hinab in das Wehebachtal, um die kleine Geländeübung zu zelebrieren. Auch hier gilt, nichts geht ohne Karte und Kompass. Von Höhe 360 runter in das Wehebachtal, vorbei an Biberburgen und wieder hinauf zum Brandenburger Tor, führte ein ca. 6 km langer Weg, der es hinsichtlich seiner Höhenlagen in sich hatte. Nach ca. 1,5 Std. tauchten unsere müden Krieger aus den Tälern auf um zielstrebig das Brandenburger Tor anzusteuern. Hier war eine Jausenstation eingerichtet und der Bus stand zur Rückfahrt bereit. Aber erst einmal wurde sich ausgiebig erfrischt und die Schlussbesprechung abgehalten. Es stellte sich heraus, das unser Kamerad Gert Hentrich Sohn eines Försters, fast jeden Baum und Strauch persönlich kannte. Ein Glückstreffer für die Führung durchs Gelände. Es ist auch zu berichten, dass Kneifzangen zwar gut dem Hobbyschlosser stehen, aber im Gelände lieber Weidezäune umgangen oder unter krochen werden sollten. Auch beim Übersteigen von Zäunen muss man mit allerlei Ungemach rechnen und Brennnesseln und Dornengestrüpp billigend in Kauf nehmen.
In der Abschlussbesprechung zur Geländeübung stellte Claus Höppner lapidar fest, sie wäre erfolgreich absolviert worden. Mir selbst oblag es wie immer, allen Kameraden und Gästen noch einmal herzlich zu danken. Unser Ältester, Berthold Trumm, 76 Jahre alt, hat an allen Wanderungen und Begehungen erfolgreich und nicht einmal erschöpft, mit Bravour teilgenommen. Alle Achtung!
Rückstoß zur Erde</br> Es ging schnell und zügig zurück zur Richtfunkstation. Hier fand nun der Ausklang in Form eines zünftigen Kameradschaftsabend statt. Zunächst wurden die Fahnen in feierlicher Art eingeholt. Bei Grillwürstchen, Bier und anderen Leckereien saß man freundschaftlich bis in die Nacht zusammen.Die Holländer brauen einen verdammt guten Genever und einen sehr bekömmlichen Kräuterlikör. Noch ein Highlight. Ein interessierter Fotograf und Bekannter einiger Kameraden, waltete diskret seines Amtes und hat die entspannten Gesichter der Kameraden auf die Platte gebannt. Schließlich ließen es sich einige Kameraden, die Tagsüber verhindert waren, nicht nehmen, mit uns den Abend zu begehen. Auch hier noch eine Episode, unser Kamerad Frank Schmitz, der beruflich Bereitschaft für sein Industriewerk hatte, macht zwei Versuche an unserer Veranstaltung teilzunehmen, aber jedes mal blieb ihm das Bier ( alkoholfrei ) im Halse stecken............. Mir war es eine Freude, in den langen Fluren das alte Lied von Lilli Marlen auf der Mundharmonika zu spielen und alten Erinnerungen an meine Bundeswehrzeit nachzuhängen. Auch hier hatte unser Kamerad Bodewig, Spieß vom Dienst, seines Amtes zu walten und er nahm dies sehr, sehr ernst.
Sonntagmorgen</br> Ab 9:00 Uhr trudelten nach und nach unsere Kameraden wieder ein, gestärkt von der Nachtruhe, um ein gemeinschaftliches Frühstück einzunehmen. Abschließend wie immer, Aufräumen, Saubermachen, Packen und Verabschiedung untereinander. Hier trennten sich wieder unsere Wege. Gerne denke ich an diese guten Tage zurück und freue mich auf ein Wiedersehen mit meinen Kameraden.
Danksagung</br> Ein herzliches Dankeschön an die Kreisverwaltung Düren zur Überlassung der Flagge der Vereinigten Staaten von Amerika. Dankeschön an die Gemeinde Hürtgenwald, wie immer für die Deutschlandfahne. Danke an den jungen Oberfeld der Fahrbereitschaft Nörvenich und seine Vorgesetzten die es uns ermöglicht haben, dass Transportproblem zu lösen. Danke auch an Frank Flecken, der weiß warum. Ein herzliches Dankeschön an alle mit der Organisation Beteiligten.
(text: Heinz-Uwe Adrian, ehem. Vorsitzender RK-Hürtgenwald)